Schützenhilfe aus Moskau

Boris Reitschuster, einer der bekanntesten regierungskritischen Journalisten Deutschlands, war von 1999 bis 2015 Russland-Korrespondent des Focus. Seine Rückkehr nach Deutschland erfolgte aufgrund des zunehmenden Drucks, der in Russland seit einigen Jahren auf kritische Journalisten ausgeübt wird.

Nach dieser Rückkehr musste er aber bald feststellen, dass es auch in Deutschland eine erschreckende Tendenz zur Gleichschaltung der Medien gibt, die unlängst darin gipfelte, dass er aus dem Verein der Bundespressekonferenz unter fadenscheiniger Begründung ausgeschlossen wurde. Dass er jetzt ausgerechnet von der Seite der regierungskritischen russischen Nowaja gaseta Solidarität erfährt und wohl bald wieder als deren Berlin-Korrespondent aus der Bundespressekonferenz berichten kann, ist eine sehr schöne Fügung.

Wir leben in gefährlichen Zeiten. Weltweit werden die Regierungen immer autoritärer und übergriffiger, um ihr jeweiliges offizielles Narrativ durchzusetzen. In Deutschland erlebten wir das in der sogenannten Flüchtlingskrise und wir erleben es beim Thema Klimaschutz und ganz aktuell bei Corona. Die Transformation, die im Koalitionsvertrag der Ampel 42 mal beschworen wird, soll kommen, auch gegen den Willen des Souveräns.

Die Trennung zwischen den vier Staatsgewalten (mit den Medien als vierte) ist auch bei uns immer weniger erkennbar. Umso wichtiger ist es, dass sich die freiheitsliebenden, regierungskritischen Menschen auch über Grenzen hinweg gegenseitig beistehen, wie in diesem Fall, anstatt auf den Kategorischen Imperativ zu pfeifen und nach dem Prinzip “Der Kritiker des Feindes meines Feindes kann nicht mein Freund sein” vorzugehen.

https://reitschuster.de/post/wie-ich-jetzt-journalistisches-asyl-aus-moskau-bekomme/